Da ich für mich als Dialysepflichtiger Fernreisen als sehr anstrengend empfinde und in fernen Ländern, aus meiner Sicht, immer ein erhöhtes Risiko besteht, sich im Dialysezentrum eine Hepatitis oder Ähnliches einzufangen, habe ich mich in 2020 für einen Urlaub von 10 Tagen in Österreich entschieden.
Meine Wahl fiel hier auf Mayrhofen, da ich dort ein paar Wanderungen machen wollte, für die bei der Alpenüberquerung in 2019 keine Zeit war. Als Beispiel sei hier der Aschaffenburger Höhenweg genannt.
Untergebracht waren wir wieder im Rauchenwalderhof, den ich nach wie vor uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Ich habe mich auch gleich am ersten Tag mit einer Flasche Selbstgebranntem vom Herbergsvater versorgt und mich für den Meisterwurz entschieden. Ein krasses Zeug, wenn man da am Gipfel als Gipfelschnaps zu viel erwischt kommt man nimmer Heim. ?
Dialysieren wollte, oder besser mußte, ich in Thiersee, da das Dialysezentrum in Schwaz, in dem ich auch zu meiner Alpenüberquerung dialysiert habe, wegen Corona keine Gäste genommen hat.
Leider waren die Wetteraussichten bei der Abfahrt nicht so ganz gut und, was aber viel schlimmer war, das Dialysezentrum in Thiersee hatte mir am Tag vor der Abreise den Dialyseplatz abgesagt. Für mich absolut unverständlich, da die eigentlich wissen sollten, ich welche Bedrängnis die mich damit bringen. Es hätte zumindest die erste Dialyse am Montag durchgeführt werden können, so hätte ich mich noch ohne Druck nach einer Alternative umsehen können.
Glücklicherweise hatte das KFH Dialysezentrum in Miesbach noch einen Platz in der Mittagsschicht für mich frei. Das war insofern ein Nachteil, da ich ein paar krasse Wanderungen machen wollte, bspw. Wollbachspitze oder den Tristner, die ich nur schaffe, wenn ich eine möglichst lange Zeit zwischen Dialyse und der Wanderung habe, sprich in der Frühschicht dran bin. Aber nun ging das nicht anders und bei einer Anreisezeit von mindestens 1,5 Stunden von Mayrhofen nach Miesbach war ich dann auch nicht so unglücklich darüber.
Am Samstag, den 19.09., unserem Anreisetag, war der Plan auf die Ahornspitze zu gehen und, weil es für mit der Gondel zum Runterfahren zu spät werden würde, Radl mit rauf zu nehmen um dann am Abend mit den Radln runter zu fahren. Sonst wären das knapp 2.400hm zum Runterlaufen gewesen. Aber leider kann man in der Ahornbahn keine Fahrräder mitnehmen und so mußten wir umdisponieren und sind auf den Filzenschneid, mit einem Zwischenstopp auf dem Filzenkogel, gegangen. Da wir irgendwie immer einen Gipfel erklimmen wollen, haben wir uns dann auf der dritten Erhöhung des Filzenschneid mit gefundenen Holzresten ein eigenes Gipfelkreuz gebastelt und den so neu erschlossenen Gipfel nach meiner Tochter, die an dem Wochenende mit dabei war, „Die Hohe Inga“ getauft.
Da wir auch den Olperer begehen wollten, die Schneelage aber unklar war, sind wir am Sonntag auf den Hohen Riffler gegangen. Die Idee war, von dort mit dem Fernglas die Schneesituation am Olperer zu checken. Zudem ist der Hohe Riffler mit 1400hm eine gute Übung für den 250 Meter höheren Olperer.
Ausgangspunkt war der Parkplatz am Schlegeisspeicher, von dem aus es über einen relativ langen Marsch auf dem Weg 532 in den Talabschnitt geht, von dem aus der Hohe Riffler begangen wird. Bis zum Friesenberghaus wird auf normalen Wanderwegen gegangen, ab dem Friesenberghaus beginnt auf dem Weg 526 das Blockgelände. Es lässt sich aber alles gut begehen und am Gipfel angekommen wird man mit einer grandiosen Rundumfernsicht belohnt. Zum Olperer kann man nur mit Hindernissen gucken, aber das was wir gesehen haben, war, dass für uns schon zu viel Schnee liegt, um da ohne Führer hochzugehen. Hochtouren mit Steigeisen haben wir bisher noch nicht gemacht und halten das am Anfang ohne Profibegleitung für zu gefährlich. Nach einer Brotzeit am Gipfel des Hohen Riffler ging es wieder runter. Das Blockgelände nervt nach ein – zwei Stunden einfach kolossal. Wir waren froh, als wir es hinter uns lassen konnten. Der Hatsch vom Friesenberghaus zurück zum Parkplatz zog sich auch ziemlich, in Summe läuft man fast 15km.
Am Montag war dann Dialysetag in Miesbach, eine elende Fahrerei.
Am Dienstag gingen wir dann auf die Ahornspitze. Wir gönnten uns den Luxus und sind mit der Bahn gefahren, so waren es nur noch knapp 1.000hm rauf. Die erste Stunde geht man durch schönes Almen Gelände, bis man oberhalb der Karl von Edel Hütte ins Blockgelände kommt. Nach einer weiteren Stunde ist man auch schon am Gipfel, der auch eine sehr schöne Fernsicht auf die Zillertaler und Tuxer Alpen bietet. Zurück sind wir dann über die Popbergschneide, den Toreggenkopf und den Filzenschneid gegangen. Das war dann noch eine ganz nette Wanderung.
Mittwoch war wieder Dialysetag, die Fahrerei war immer noch elendig, diesmal habe ich fast zwei Stunden gebraucht.
Am Donnerstag sollte das Wetter am Nachmittag schlecht werden, was eine lange Wanderung auf den Tristner oder auf die Vordere Grindbergspitze verhinderte. Wir entschlossen uns dann in den Klettergarten am Knorren zu gehen. Als erstes, zum Warmwerden, kletterten wir über die Route 21, eine 4+, auf die Knorrennadel. Raphael im Vorstieg, ich im Nachstieg. Anschließend kletterte Raphael die Route 24, eine 6+, und ich die 25, eine 5-. Dann wagte sich Raphael an die „Hurra die Gelbe“ Route, eine 8+. Hier kam er immerhin fast bis zur letzten Expresse, eine beachtliche Leistung. Ich kletterte dann die Route Route 21 nochmal im Vorstieg, da ich noch ein Gipfelfoto von der Knorrennadel brauchte. Raphael nahm sich danach die Route „Penkenneger“, eine 7+, vor, die er auf Anhieb durchstieg. Dann sollte ich noch eine echte 5 machen und suchte mir die Route „Tropp“ aus. Da wir die nicht auf Anhieb gefunden haben, war ich schon froh, dass ich da drumherum komme. Leider hat Raphael die Route dann doch noch gefunden und so kam ich dann nicht mehr aus. War aber anschließend froh, dass ich doch noch eine richtige 5 durchgeklettert bin. Nach dem jeder von uns vier Routen geklettert war machten wir uns auf den Heimweg. Der Knorren Klettergarten ist richtig gut, da es viele leichtere Routen unter 6 gibt, aber auch für Raphael einige schwerere Routen vorhanden sind. So hatte jeder seinen Spaß.
Der Freitag war wieder Dialysetag. Es war Schneefall bis 1000 Meter angesagt. So bin ich auch auf der Rückfahrt am Achenpass durch Schneematsch gefahren. So langsam bin da noch nie gefahren, mit meinen Sommerreifen im Schneematsch. Raphael und ich hatten bereits beschlossen, dass wir am kommenden Montag heimfahren, da die Wettervorhersage für die kommenden Tage in Mayrhofen schlecht war und es auf den hohen Gipfeln schon ordentlich geschneit hat. Und nicht zuletzt wegen der Fahrerei nach Miesbach. Da machte uns aber das Robert Koch Institut einen Strich durch die Rechnung, die am Freitagabend Tirol zum Corona Risikogebiet erklärt hat. So mußten wir schon am Samstagmorgen abreisen und direkt in mein Dialysezentrum in der Elsenheimerstraße zum Corona Test vorstellig werden. Bis zum zweiten negativen Test eine Woche später wurde ich zur Dialyse im Dialysezentrum isoliert.
So war der Urlaub leider nicht wie erwartet, aber wir haben aus den Tagen, an denen wir dort waren, das Maximum herausgeholt. Von dem her ist das Fazit durchaus positiv und bedarf einer Wiederholung.
Hier ein Filmchen von unseren Wanderungen in Mayrhofen