Ende Oktober 2019 war ich in Sexten für ein paar Tage zum Wandern. Auf dem Plan war die Sextener Rotwand und die nächsten Tage haben wir offen gelassen, da ich nicht wußte, wie anstrengend die Tour wird. Mit 2.934 Metern wäre das der höchste Berg bisher für mich. Mit dabei war wieder meine Tochter Inga.
Da ich für so kurze Urlaube vermeide, einen Dialysetag vor Ort einzulegen, sind wir Dienstagabend nach der Dialyse losgefahren und Freitag wieder zurück, so dass ich Samstag in München wieder zur Dialyse gehen konnte. Das war dann aus Dialysesicht ein sehr langes Wochenende, aber ab und an kann man das machen und bei den Wanderungen schwitze ich so viel Wasser aus, so dass die drei Tage vom Flüssigkeitshaushalt her kein Problem darstellen.
Eingebucht hatten wir uns im Hotel Bad Moos in Moos bei Sexten. Das war für die Rotwand der perfekte Ausgangspunkt.
So starteten wir am Mittwoch in der Früh Richtung Sextener Rotwand. Sicherheitshalber haben wir Lampen mitgenommen, man weiß ja nie. Es führen zwei Klettersteige auf die Rotwand, ein A/B Steig von Norden und ein C bis D Steig von Süden. Wir haben uns für die Route von Norden entschieden.
Zunächst ging es vom Hotel weg über Skipisten und Forstwege auf die Rotwandwiesen und dort entschieden wir uns für den Weg 15B über Burgstall. Ab dort endet auch die Vegetation und man geht von nun an ausschließlich über loses Geröll. Die Abzweigung rechts rauf durch den Kamin haben zunächst verpasst und leider viel Zeit auf der Suche nach dem Weg verloren. Als wir wieder zurück gegangen sind haben wir den Einstig dann gleich gefunden. Es kommen dann auch die ersten Stellen, die mit Seilen gesichert sind. Am Ausstieg des Kamins trifft man wieder auf den Weg, der von den Rotwandköpfen kommt und es geht linkerhand weiter bergauf. Nun kommt man in das Gebiet, in dem im ersten Weltkrieg wirklich sehr aufwendige Befestigungsanlagen errichtet wurden. An einem steilen Geröllhang sieht man die ersten Holzbalken, die über die Jahrzehnte vermutlich von Lawinen den Berg herunter geschoben wurden. Weiter oben, an der Anderter Scharte, sieht man noch deutlich die Bauten aus Kriegszeiten und man kann das Ziel schon erkennen, das aber noch sehr weit weg ist. Wenn man im Karwendel schon fast am Gipfel ist geht es da jetzt erst richtig los. Das war eine ganz neue Erfahrung. Da oben ist nämlich nichts, kein Forstweg, keine Alm wo man sich im Ernstfall hin retten könnte und man im Grunde weiß, dass man irgendwie immer runterkommt.
Davon beindruckt machten wir uns weiter auf den Weg Richtung Gipfel, der immer wieder mit Drahtseilen abgesichert ist. Neben Klettersteigset ist ein Helm zwingend erforderlich, da das Gelände extrem bröckelig ist. Der Gipfel ist praktisch komplett mit Weltkriegsbefestigungen verbaut und das Gipfelkreuz steht auf einem Spitzel, dass damals stehen gelassen wurde. Unter welchen Bedingungen die Befestigungen damals in der Höhe gebaut wurden möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Da wir etwas spät gestartet sind und durch die Suche nach dem Weg zusätzlich viel Zeit verloren hatten, war es schon etwas spät als wir am Gipfel ankamen. Wir befürchteten im Kamin schon ins Dunkle zu kommen und machten uns nach einer kurzen Brotzeit wieder auf den Weg runter. Den für uns unbekannten Weg über die Rotwandköpfe zurück zu gehen war für uns keine Option, da wir nicht im Dunklen in unbekanntem Gebiet sein wollten. Wir kamen dann tatsächlich am Kamin ins Dunkle und gingen von dort an mit Lampen weiter. Für mich war das eine Premiere und es ging überraschend gut, zumal dort die Wege schon bei Tageslicht nicht immer gut zu erkennen waren.
Dennoch war ich froh, als wir die Wanderwege am Burgstall Richtung Rotwandwiesen erreichten und im Hotel anrufen konnten, dass sie uns das Abendessen warmhalten sollen. Die haben sich schon Sorgen gemacht und waren auch froh von uns zu hören.
Nach 11 Stunden und 23km gelaufene Strecke und ca. 1700 hm kamen wir dann wieder wohlbehalten im Hotel an.
Den Donnerstag ließen wir dann etwas gemütlicher angehen und suchten beim Frühstück lange nach einer nicht so krassen Tour. Wir entschieden uns dann auf den Monte Elmo zu gehen und von Egarter aus zu starten. Dort soll laut Karte ein Parkplatz sein, der ist aber mit zwei Autos voll. Diese Wanderung war eine leichte kurze Tour, genau das Richtige um das gestern Erlebte sacken zu lassen. Von Monte Elmo hat man auch einen schönen Blick auf die Sextener Dolomiten und die Rotwand.
Am Freitag, dem Heimreisetag, suchten wir uns eine Tour, die auf dem Weg nach Hause lag. Da wir unbedingt einen 3000er machen wollten, bot sich der Piz Boè an, da dort eine Bahn rauf fährt und man den Gipfel so an einem Nachmittag machen kann. Gesagt getan, wir fuhren mit der Seilbahn am Passo Pordoi zum Sas de Pordoi rauf und gingen von dort zum Gipfel des Piz Boè. Diese Wanderung war ein lockere Nachmittagswanderung, nur die gelegentlichen Eis- und Schneefelder machten das Gehen zuweilen etwas schwierig. Zum Gipfel geht man über eine Art Hochebene, die an eine Mondlandschaft erinnert. Das war sehr beindruckend, so wie auch die Aussicht vom Gipfel aus.
Hier ein Film mit Eindrücken von unseren Wanderungen: